Nachdem ich 2016 bei meiner ersten internationalen Meisterschaft (Europameisterschaft in Walchsee, Österreich) etwas zu überhastet auf dem Rad überzogen hatte, war meine wichtigste Zielsetzung bei der Ironman 70.3 Weltmeisterschaft 2018 in Südafrika ein solides Rennen abzuliefern, um zu sehen, wo ich auf der internationalen Ebene stehe. Es sollte definitiv eine Reise mit Erlebnischarakter werden. Afrika, The Big Five, das Kap der guten Hoffnung! Und das Highlight schon in der ersten Woche: Die Weltmeisterschaft über die Halb-Ironman Distanz. Ein (Zwischen-) Ziel auf dem Weg nach Hawaii, nachdem die WM-Rennen in Australien und den USA für mich nicht realisierbar waren.
So ging es in der Vorwoche mit vielen Freunden, Bekannten und meiner liebsten Begleitung Carmen los in Richtung Port Elizabeth. Schon vor dem Rennen war die ganze Stadt in den Farben des Rennens gekleidet und durch die hohe Anzahl deutscher Teilnehmer wirkte es an vielen Ecken heimisch. So richtig afrikanisch wurde es dann erst etwas außerhalb der Stadt, zum einen in den Slums entlang der Radstrecke und zum anderen durch Besuche diverse Nationalparks in der näheren Umgebung.
Neben der Besichtigung der Radstrecke testeten wir das Schwimmen im gut 18 Grad kühlen Indischen Ozean und nahmen allesamt am 5k Fun Run teil, um uns auf das Rennen einzustimmen.
Für das Rennen am Sonntag (Herren) wurde tatsächlich eine für mich angenehme Temperatur von unter 20 Grad und etwas Regen vorhergesagt. Perfekte Bedingungen für meinen von der Hitze zuhause geplagten Körper!
Los gings früh am Morgen zum Check in um 07:00 Uhr und dem Start meiner Altersklasse um 09:10 Uhr am Kings Beach. Bereits nach wenigen Metern hatte ich ein gutes Gefühl für die Wellen und das ungewohnte Salzwasser und ich konnte die Strecke über 1,9km in 29 Minuten zurücklegen. Nicht üppig, aber dennoch ging ich mit viel Freude aufs Rad und auf die 90km lange Radstrecke entlang der Küste in Richtung Westen und wieder zurück in die Stadt. Aufgrund der späten Startgruppe (drittletzte), war das gesamte Radfahren durch Überholmanöver geprägt. Die gesamte Strecke war mit Ausnahme des Wendepunkts und Start/Zielbereich sehr zuschauerarm. Hinzu kamen viele lange, windanfällige Flachstücke, auf denen man dazu geneigt hat, schläfrig zu werden und die Konzentration auf einen kraftvollen Tritt zu verlieren. Immer wieder musste ich mich besinnen, die Kurbel etwas fester zu treten. Ein kleines Zwischenziel erreichte ich bei zirka KM 70: Mein Kumpel Martin startete gut zehn Minuten vor mir und ist für die AK 50 ein beachtlicher Radfahrer, und so wollte ich ihn unbedingt noch auf der Strecke abfangen. Dies sah er natürlich nicht gerne und so blieb er mir auf den letzten 20 km dicht auf den Fersen, sodass wir gemeinsam in der zweiten Wechselzone ankamen.
Und auf ging es zum abschließenden Halbmarathon! Die ersten sieben Kilometer in einem Schnitt um vier Minuten waren berauschend und ich fühlte mich richtig gut, beflügelt von den vielen Zuschauern entlang der Strecke und den anderen Läufern um mich herum. Immer wieder begegnete ich auf der Wendepunktstrecke meinen Freunden und Kollegen. Welch ein tolles Erlebnis bis zu diesem Zeitpunkt. Alles lief wie gewünscht, auch wenn ich natürlich nicht wusste, wie gut diese Leistung bei einer WM am Ende wirklich war. Doch beim zweiten Wendepunkt dann ein überraschender Tiefpunkt, wie ich ihn selten erlebt hatte. An einem ca. 800m langen bergan Stück mit starkem Gegenwind kam es mir so vor, als ob mich jemand am Trikot zieht. Mein Kilometerschnitt fiel auf über 5:00 min/km an und sowohl Energie als auch meine Stimmung fielen abrupt ab. Ich wusste aus Erfahrung, hier half nur Ruhe bewahren, aufraffen und an der nächsten Verpflegung gehen und Cola-Wasser-Gemisch trinken. Auch wenn mich dieser Tiefpunkt auch in der zweiten Runde an gleicher Stelle wieder einholen sollte, kam ich zwischendrin wieder in Tritt, sodass ich zumindest einen Halbmarathon im Bereich von 1:31 Stunden ins Ziel retten konnte. Gut sieben Minuten unter meinem Wunschziel, aber dennoch in Ordnung. Insgesamt ergab das eine Zielzeit von 4 Stunden und 37 Minuten: Nicht berauschend, aber solide und glücklich beendete ich meine erste Weltmeisterschaft. Am Ende reichte es zu einem Mittelfeldplatz in meiner sehr stark besetzten Altersklasse, insgesamt ein Platz unter den Top 15% aller Starter und ein besonders emotionales Erlebnis hier in Südafrika!
Nun freuen wir uns auf viele weitere wunderbare Erlebnisse und Eindrücke entlang der Garden Route, in Kapstadt und im Krüger Nationalpark!